Die Stiftung wurde im Dezember 2000 als gemeinnützig anerkannt und
eingetragen. Sie hat ihre Arbeit Ende Januar 2001 begonnen. Der
Kurt-Wolff-Preis 2001 in Höhe von DM 50.000,-- wurde an den Merve Verlag,
Berlin vergeben; die Literaturzeitschrift "Schreibheft" aus
Essen erhielt eine Projektförderung in Höhe von DM 10.000,--.
Die Organe der Stiftung sind der Vorstand und der Beirat.
Zum Vorstand wurden berufen:
Brigitte Ebersbach, Manfred Metzner (Vorsitzender),
Dr. Klaus Wagenbach
Das Kuratorium bilden:
Klaus Bittner, Hans Ernst Hanten, Joachim Kersten,
Dr. Jochen Meyer, Dr. Michael Naumann, Katharina Wagenbach-Wolff
(Vorsitzende), Thedel von Wallmoden.
Kontaktadresse:
Kurt-Wolff-Stiftung, c/o Verlag Das Wunderhorn,
Bergstr.21, 69120 Heidelberg,
Telefon 06221 - 40 24 28, Fax 06221- 40 24 83
Auszug aus der Laudatio von Joachim Kalka:
Mit dem Projektförderpreis wird der Peter Kirchheim Verlag in München geehrt. Er erhält ihn für seine herrliche
Ungaretti-Ausgabe. Diese auf sechs Bände
angelegte und bis zum vierten Band vorgedrungene Edition mit der schönen Zweisprachigkeit ihrer Gedichtbände ist ein Denkmal für einen der großen Lyriker der
Moderne. Wenn man sieht, daß aus dem noch schmalen Verlagsprogramm eine Studie zur Poetik Ungarettis und eine zweibändige Ausgabe, ebenfalls in italienischer
und deutscher Sprache, von Eugenio Montales Nachlaßgedichten der Ungaretti-Edition an die Seite gestellt werden können, erkennt man ein zielbewußtes
Engagement. Es ist jenes Engagement, das man bei großen Verlagen oft
vermißt. Den großen Verlagen ihre Unterlassungssünden vorzurechnen, ist gewiß keine schwierige Übung;
es geht hier ja auch nicht um eine Kritik an den Großen - oder jedenfalls nur insoweit, als die bloße Existenz mancher kleiner Verlage mit ihren Programmen implizit
bereits eine scharfe Kritik des Programms vieler großer Verlage darstellt.
Ich brauche Ihnen kaum im einzelnen
vorzubuchstabieren, was die Leser alles diesen kleinen Verlagen verdanken - die Leser überall, aber vielleicht besonders im deutschen Sprachraum. Gerade was das Feld der Literatur aus anderen Sprachen
betrifft, darf man sagen: Die kleinen Verlage sind es, die immer wieder die großen beschämen - sei es, weil manche großen Verlage (es gibt, wie wir dankbar
anerkennen, ein, zwei - ja, vielleicht drei noble Ausnahmen) nicht oder nicht mehr den Mut, die Phantasie, das Engagement besitzen, sich um die Bücher zu
kümmern, die wichtig sind, anstatt um die, welche anderswo gerade Bestseller waren; oder sei es deshalb, weil bei der Produktionsweise großer Verlage oft sehr
schätzenswerte Projekte, hinter denen ein großes Engagement von Herausgebern, Übersetzern und so weiter steht, auf dem Markt spurlos versinken können, weil
sich im Verlag schon beim Erscheinen niemand mehr wirklich innerlich und inhaltlich zuständig fühlt und weil der größte Enthusiasmus in einer Betriebsbürokratie, die
sich die Hände rigoros betriebswirtschaftlich gebunden hat, ohnmächtig implodiert.
Wolff schrieb: "Ein Unternehmen, das jährlich 100 bis 400 neue Bücher
herausgibt ... mag sehr respektabel sein, kann auch gute Bücher unter den vielen haben - der Ausdruck einer individuellen Verlegerpersönlichkeit kann es natürlich
nicht sein." Der Begriff der "Persönlichkeit" mag etwas pathetisch-dubios erscheinen; soll er für uns nur einfach bedeuten: das anhaltende, das hartnäckige
Engagement einzelner Personen in Verlagen für eine bestimmte geliebte Literatur, für bestimmte bewunderte Bücher. Fehlt dieses Element, tritt der Niedergang des
Verlagswesens ein. "Die allgemeine Vorstellung des Laien, wie der Verleger seinen Beruf ausübt, ist erstaunlich primitiv", hat Wolff einmal konstatiert; und auf eine
andere Weise, als er es meinte, hätte jener Laie dann tatsächlich vollkommen recht.
Wolff hat auch versucht, für das zwanzigste Jahrhundert den Nachweis zu führen, "daß die Bücher der großen Autoren nicht bei den Monster-Unternehmungen
erschienen sind", nicht bei den ganz großen Verlagen. Das stimmt und stimmt nicht; wir wollen es jetzt nicht im Hin und Her aufrechnen. Doch ist es offensichtlich,
daß es eine entscheidende Fülle von Büchern gibt, ohne die der Leser nicht sein will und die er nur durch die guten Dienste der oft unbesungenen Kleinverlage in die
Hand bekommt - als Frucht von deren Enthusiasmus.
Der MaroVerlag und der Verlag Peter Kirchheim werden hier ausgezeichnet als Beispiele und Vorbilder eines solchen preiswürdigen verlegerischen Enthusiasmus.
Hierzu hat Kurt Wolff noch lakonisch bemerkt: “Natürlich muß der Enthusiasmus noch mit Geschmack verbunden sein". Es ist mir, um an den Beginn
zurückzukehren, ein großes Vergnügen, Benno Käsmayr - der in aller Bescheidenheit gerade diesem Satz, dieser Verbindung von Enthusiasmus und Geschmack, so
souverän genügt - zum diesjährigen Kurt-Wolff-Preis gratulieren, und Peter Kirchheim ein Ungarettisches
"Vi arriva il poeta" zu zitieren: Dort - in diesem Hafen -
landet der Dichter.
Joachim Kalka
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