Huysmans, Joris Karl

Die Bièvre 
Elegie auf einen Fluß

Mit einem Nachwort und aus dem Französischen
von Michael und Susanne Farin.
64 Seiten, Kt.
€ 9,90  SFr 18,10  *Ö-€ 10,20
(ISBN) 3-87410-054-5

Das von Süden kommend nach Paris hineinfließende Flüßchen Bièvre taucht schon in Huysmans´ erstem Buch 1874 auf. Fluß und Autor begleiten einander auf häufigen Spaziergängen durch das alte Paris ein Leben lang, immer wieder. Immer wieder schreibt er an seinem mit den Jahren wachsenden Text über die schon damals ›todgeweihte‹ Bièvre, verfolgt sie durch die interessantesten Gegenden von »Lutèce«, hinter dem Panthéon vorbei bis zur Mündung in die Seine gegenüber der Ile Saint-Louis.

Immer deutlicher sieht man, daß Huysmans die Bièvre zum Symbol wurde für die vom Großstadtleben und der Gesellschaft geschundene Frau. In dem malträtierten Flüßchen, das nur zu dienen und zu dulden hatte, eingekerkert und schließlich –häßlich und störend geworden- begraben wurde, zeigt sich aber auch die durchaus gespaltene Beziehung des Autors zur Frau und zur Natur, zu Fortschritt und Verfall von Geschichte. es ist nicht nur die Klage über den Untergang des Natürlich-Schönen, sondern auch die Lust an der Ästhetik des Morbiden, die ihn gefangen nimmt.

Leseprobe:

„Nur schwach und verletzt ist die Natur anziehend. Ihre Reize und Herrlichkeiten will ich nicht leugnen, wenn sie durch ihr unbändiges Lachen die Corsage ihrer dunklen Felsen platzen läßt und ihre Brust mit den grünen Spitzen zur Sonne hebt, aber ich gestehe, vor ihren schwellenden Säften nicht den Zauber zu empfinden, den ein trostloser Winkel in einer großen Stadt in mir hervorruft, ein aufgerissener Hügel, ein Rinnsal, das zwischen zwei dürren Bäumen dahinweint. Im Grunde liegt die Schönheit einer Landschaft in ihrer Traurigkeit. So entzückt mich die Bièvre mit ihrem verzweifelten Gebaren und der nachdenklichen Art von Leuten, die leiden, mehr als alles andere…"

Biographie:

Joris Karl Huysmans wurde 1848 in Paris im 6.Arrondissement geboren. Dort starb er auch 1907. Bis auf die Jahre 1899 und 1901 hat er, mit wechselnden Anschriften, sein ganzes Leben in diesem Bezirk zugebracht. Sein literarisches Debut gab er 1874 mit Le Drageoir à épices (Die Gewürzbücher). Bekannt wurde er durch das Schlüsselwerk der Décadence A rebours, das 1884 erschien.

Weitere Werke:

1876 Marthe
1880 Pariser Skizzen
1882 A vau-l´eau
1887 En Rade
1891 Là-bas
1898 La Cathédrale
1901 De Tout
1926 Paysan de Paris
1928 Nadja

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